In Carrara-Marmor vollrund gearbeitet. Auf profiliertem Rundsockel das nach vorn blickende Antlitz eines Mannes besten Alters. In der Vergangenheit wurde der Dargestellte auch als Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775 – 1854) identifiziert. Christian Friedrich Tieck (1776 – 1851) war einer der bedeutendsten Bildhauer der deutschen Romantik und Bruder des Dichters Ludwig Tieck. Er arbeitete in Berlin, Rom und Carrara und war bekannt für seine meisterhafte Portraitkunst, die oft durch klassizistische Strenge und hohe handwerkliche Präzision bestach. Um 1800 fertigte er erstmals ein Portrait des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling an. Nach Angaben von Bernhard Maaz begann Tieck im April 1809 mit der Arbeit an einer Gipsbüste, wobei er sich an einem von Bertel Thorvaldsen entwickelten Modell orientierte: ein rechteckiges Bruststück, das rückseitig geschlossen ist (Maaz, WVZ, S. 112). Marmorausführungen könnten in den Jahren 1815 bis 1819 entstanden sein, als Tieck sich in Carrara aufhielt. Eine Herstellung nach Tiecks Tod im Jahr 1851 wäre jedoch ebenfalls denkbar. Das hier vorgestellte Portrait zeigt einen Mann mittleren Alters, eher um die 40, was zeitlich gut zu Tiecks Aufenthalt in Carrara passen würde. 1835 schuf Joseph Karl Stieler (1781 – 1858) ein Gemälde des Philosophen, das eine gealterte Darstellung bietet und diesem Büstenportrait ähnelt. Kleinere Chips.
Literatur:
Vgl. Bernhard Maaz, Christian Friedrich Tieck. 1776 – 1851. Leben und Werk. Unter besonderer Berücksichtigung seines Bildnisschaffens, mit einem Werkverzeichnis, Berlin 1995, Kat. 72,
S. 287 ff.
Vgl. Bernhard Maaz, Nationalgalerie. Das XIX. Jahrhundert. Bestandskatalog der Skulpturen, Bd. 2, Berlin 2006, Kat. Nr. 1225.
Vgl. Bernhard Maaz, Skulptur in Deutschland zwischen Französischer Revolution und Erstem Weltkrieg, Bd. 1, Berlin 2010, Abb. 250. (1451401) (13)